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Das Auto ist, genau besehen, in erster Linie ein Gebrauchsgegenstand, das drei besondere Vorzüge hat. Es ist ein Transportmittel, das Skulptur "Das Automobil" beim Berliner Walk of Ideas 2006 am Brandenburger Tor vergrößern Skulptur "Das Automobil" beim Berliner Walk of Ideas 2006 am Brandenburger Tor

1. größere bis große Lasten (Transport)
2. binnen kurzer Zeit über große Entfernungen (Mobilität)
3. bei größtmöglicher Flexibilität der einzelnen Person (Individualität)

bewegen kann. Damit erhöht es die Leistungsfähigkeit und Produktivität einer Gesellschaft. Als solches ist es von nicht zu unterschätzendem Wert für das tägliche Leben, und man kann nicht nur mit Recht sagen, dass es heute ein wesentlicher Teil unseres Lebens geworden ist - es hat es über die Jahrzehnte seiner Entwicklung geprägt und strukturiert.

Ohne Mobilität ist heute kaum eine Wirtschafts- oder Gesellschaftsformation mehr denkbar. Unser Gesellschafts- und besonders unser Wirtschaftssystem wurde mittlerweile einer enormen Zentralisierung unterworfen. Das Stadtbild ist in erster Linie durch Verkehr und die für ihn notwendige Infrastruktur geprägt. Bemerkenswert daran ist, dass dieser Prozess der Entwicklung unserer Gesellschaft kein bewusst gesteuerter, sondern ein im Grunde willkürlich oder den Interessen der Wirtschaft bzw. der Produktnachfrage unterworfener ist.

Das Auto ist aber weit mehr als ein Gebrauchsgegenstand. In vielen Ländern - dazu zählen bei weitem nicht nur Amerika oder Deutschland - ist das Auto Symbol für Stärke, für Liquidität oder Reichtum und Modernität. Ein Auto zu besitzen, ist eine Prestigeangelegenheit; welches Auto man besitzt ebenso. Das Auto gliedert sich prachtvoll in die Lebenswelt eines 'modernen' Menschen ein. Persönliche Ziele wie zum Beispiel Macht (die sich etwa im investierten Geld spiegelt), Schnelligkeit oder Leistungsfähigkeit, Unabhängigkeit ("im Auto bin ich frei und autonom") finden sich darin wieder. Das Auto befriedigt zentrale Bedürfnisse, Träume, Ideale und geht in diesem Sinn weit über seinen praktischen Wert hinaus. Der Markt zehrt davon schon seit Jahrzehnten. Autowerbung funktioniert nur selten oder nur teilweise über die praktischen Vorzüge, die ein Modell bieten kann. Stattdessen wird das Auto zum "zweiten Zuhause" - größtmöglicher Komfort für Fahrer und Insassen und vielfältige Zusatzfunktionen belegen dieses immer wieder aufs Neue. Inzwischen kehrt sich diese Entwicklung teilweise wieder um. In Zeiten des schwindenden Allgemeinwohlstandes wird zunehmend bemängelt, dass es keine komfortarmen, insbesondere HartzIV-konformen Fahrzeuge mehr zu kaufen gibt.

Es sind also zwei Faktoren, die die Verbreitung des Autos derart vorangetrieben haben:

1. sein wirtschaftlicher Gebrauchswert und
2. seine Popularität unter der Bevölkerungp

und daraus resultiert ein dritter nicht unbedeutender Punkt: die Autoindustrie ist eine große Stütze unseres Wirtschaftssystems, das um seiner selbst Willen und der Stabilität der Gesellschaft wegen den Willen zur (Selbst-)Erhaltung produziert.

Die genannten positiven Eigenschaften haben ihre Kehrseite, denn das Auto prägt unser Leben auch in anderer Weise (siehe dazu auch Risiken):

* das Stadtbild ist hauptsächlich geprägt von Verkehr und Infrastruktur (Straßennetz)
* Lärm und Umweltverschmutzung mindern die Lebensqualität
* der Energieverbrauch ist enorm
* das Auto verleitet zur Fortbewegung ohne Bewegung - der Gesundheit nur bedingt zuträglich.

Kaum ein anderes Objekt unseres täglichen Lebens vereint derart gegensätzliche Eigenschaften. Gemessen an den gesamtgesellschaftlichen Problemen, die durch das Auto entstanden sind, ist die Frage berechtigt, ob die Vorzüge, die im Gegensatz dazu eher individualistischer Natur sind (also in erster Linie den einzelnen Menschen bedienen), tatsächlich ausreichend sind, um jene aufzuwiegen.

Quelle: Wikipedia